Leiterin der Bibliothek des Filmmuseums und des Theatermuseums Düsseldorf

Das Theatermuseum Düsseldorf ist eine Kultureinrichtung der Stadt Düsseldorf, gehört zum Kulturdezernat und ist seit 2005 Teilnehmer am d:kult-Verbund, der die gemeinsame Verwaltung, Erschließung und Bereitstellung der Sammlungsbestände der Kulturinstitute zum Ziel hat. Den Kernbestand bildet die Schenkung von Gustav Lindemann an die Stadt im Jahr 1947 – das Archiv des Schauspielhauses Düsseldorf, eines privaten Theaters, das er seit 1938 systematisch zusammengetragen hat.

Heute sammelt und präsentiert das Museum Objekte zur regionalen Theatergeschichte, ergänzt durch pädagogische Angebote, die Themen wie die Geschichte des Theaters, aber auch praktische und kreative Fähigkeiten vermitteln, die in der Theaterarbeit eine wichtige Rolle spielen.

Das Filmmuseum, ein weiter Teilnehmer am d:kult-Verbund, wurde 1993 eröffnet und präsentiert die Geschichte des Films seit seiner Erfindung im Jahr 1895. Zu den aktuellen Aktivitäten gehören die Archivierung von Filmen, die Erarbeitung von Ausstellungen, eine Sammlung mit filmbezogenen Materialien, ein medienpädagogischen Programm und Filmvorführungen im hauseigenen Kino Black Box.

Gallery Systems sprach mit Margret Schild, Leiterin der Bibliotheken des Theatermuseums und des Filmmuseums Düsseldorf, über ihre Arbeit und die Herausforderungen, die Rolle der Technologien und ihr Lieblingsobjekt aus den Sammlungen.

Worin besteht die größte Herausforderung in der alltäglichen Arbeit?

Für uns besteht die größte Herausforderung darin, eine große Sammlung mit Objekten der Darstellenden Künste, zu Theater und Film, mit nur wenig Personal zu verwalten. Es reicht nicht aus, nur Objekte zu sammeln und auszustellen – unsere Objekte haben eine Geschichte, die erzählt werden muss. Wir beschäftigen uns nicht nur mit der Geschichte von Theater und Film, sondern auch mit den aktuellen Produktionen und Entwicklungen. In diesem Kontext präsentieren wir in unseren Räumlichkeiten Aufführungen bzw. zeigen Filme im hauseigenen Kino. Eine große Rolle spielen pädagogische Angebote – zur Entwicklung von kreativen und künstlerischen Fähigkeiten, von Medienkompetenz, die Teilnehmer zur Zusammenarbeit und zur kritischen Auseinandersetzung anzuregen sowie weitere Kenntnisse vermitteln, die in diesem Zusammenhang wichtig sind. Wir bemühen uns ebenfalls die wachsenden Erwartungen und Ansprüche unserer Besucher zu genügen, indem wir unsere Ausstellungen und sonstigen Angebote entsprechend ausbauen bzw. umgestalten. Weitere Aspekte sind die kulturelle Bildung und Inklusion, wobei die Darstellenden Künste als zentraler Bereich zur Umsetzung betrachtet werden.

Wie hat die Nutzung von Technologien die Arbeit in Ihrer Einrichtung beeinflusst?

Tondokumente und audiovisuelle Medien spielen eine wichtige Rolle in den Darstellenden Künsten. Sie können sowohl als Informationsmedium als auch als Sammlungsobjekt betrachtet werden, technische Geräte sind ebenfalls Teil der Sammlung. Technologie kann dazu eingesetzt werden, Informationen zu vermitteln und zu präsentieren, zur Digitalisierung und Sicherung von Inhalten genauso wie zum Sammlungsmanagement und zur Bereitstellung für das Publikum. Wir nutzen Technologien ebenfalls, um uns mit unseren Besuchern und verwandten Einrichtungen zu vernetzen. Technologie spielen im Kontext der Darstellenden Künste eine wichtige Rolle, weil sie sowohl ein wesentlicher Bestandteil der Darstellenden Künste sind als auch das Werkzeug, das uns hilft, die Objekte dazu zu verwalten und präsentieren.

Was ist die Veränderung in Ihrer Einrichtung, die die größte Auswirkung gehabt hat?

Die Teilnahme an d:kult (Digitales Kunst- und Kulturarchiv Düsseldorf) als Pilotinstitut seit dessen Gründung hat das Sammlungsmanagement in unserem Museum grundlegend beeinflusst. Wir haben am Entscheidungsprozess zur Auswahl der Datenbank – in diesem Fall TMS -, teilgenommen. Wir haben auch aktiv an den grundlegenden Entscheidungen – der Definition von Arbeitsabläufen und Festlegung von Zuständigkeiten – mitgewirkt, gemeinsam Standards und Normdateien ausgewählt und eingeführt, eigenes kontrolliertes Vokabular zur Verbesserung der Qualität der Arbeit entwickelt. Wir haben existierende Daten übernommen und damit gesichert, darüber hinaus nutzen wir die Datenbank als Wissensspeicher – zur Archivierung und Dokumentation unserer Arbeitsergebnisse, die Tag für Tag entstehen.

Die Vernetzung und Kollaboration versetzen auch kleine Einrichtungen, wie es Theatermuseum und Filmmuseum sind, in die Lage, Teil der digitalen Informationswelt zu werden, unsere Sammlungen und Angebote sichtbar zu machen – sowohl für die allgemeine Öffentlichkeit als auch für spezielle Zielgruppen im Bereich Aus- und Fortbildung, Lehre und Forschung in den Feldern Künste und Gesellschaftswissenschaften (Arts and Humanities).

Wenn Ihnen die Summe von $100.000 für das Sammlungsmanagement oder Ihre Abteilung zur Verfügung gestellt würde, wofür würden Sie es einsetzen?

Ich würde das Geld vor allem für zwei Dinge verwenden:

  1. Einen kleinen Teil des Geldes würde ich für Aus- und Fortbildung verwenden – zum Auf- und Ausbau von Kontakten mit verwandten Einrichtungen in Form von Studienreisen und gegenseitigen Besuchen –, um Informationen auszutauschen, von einander zu lernen und neue Ideen zu entwickeln.
  2. Mit dem übrigen Geld würde ich Digitalisierungs- und Erfassungsprojekte realisieren. In Hinblick auf die Digitalisierung liegt die Priorität auf Objekten , wie z.B. Videokassetten, die auf Grund ihres Zustandes gesichert werden müssen, bzw. Objekte mit hoher Relevanz für die Sammlung. Im Bereich der Erschließung würden wir uns zunächst auf die Vervollständigung der Liste von Theaterproduktionen in der Stadt und der Region konzentrieren, die den zentralen Punkt für die Dokumentation der Theatergeschichte bilden sowie die bisher erfassten Daten abgleichen mit Informationen, die wir von den Theatern erhalten, um eine möglichst große Vollständigkeit zu erreichen.

Gibt es ein spezielles Buch, eine Veranstaltung oder Fortbildung, die Sie bei ihrer beruflichen Arbeit besonders geholfen oder motiviert hat?

Besonders motivierend für mich ist die Vernetzung und Kollaboration. Sowohl innerhalb des d:kult-Netzwerkes als auch seitens der einzelnen Kultureinrichtungen gibt es verschiedenste Initiativen in den Bereichen Bibliothek, Sammlungsmanagement, kulturelle Bildung. Aus- und Fortbildung spielt eine wichtige Rolle für mich.

In Deutschland gibt es in diesem Zusammenhang verschiedenste Vereine sowie Fortbildungsmöglichkeiten – so die Arbeitsgemeinschaft der Kunst- und Museumsbibliotheken im Bereich der Kunst- und Museumsbibliotheken (wissenschaftliche Spezialbibliotheken), die Fachgruppe Dokumentation für das Sammlungsmanagement oder der Arbeitskreis der Filmbibliotheken. Auf internationaler Ebene sind das die SIBMAS (International Society of Libraries and Museums of the Performing Arts), FIAF (International Federation of Film Archives) und CIDOC (International Committee of Documentation within ICOM – International Council of Museums).

Darüber hinaus ist die Kollaboration und der Informationsaustausch zwischen den TMS-Anwendern sehr hilfreich – sowohl im deutschsprachigen Raum als auch international bei Veranstaltungen wie Collective Imagination. Die Anwender organisieren Treffen und Workshops, um sich gegenseitig auf dem Laufenden zu halten, mögliche Kooperationen anzuregen bzw. neue Ideen und Projekte zu entwickeln.

Welche Projekte oder Ausstellungen ihrer Einrichtung fanden Sie besonders interessant und warum?

Ich fand unsere Projekte rund um das Theaterstück Hamlet besonders interessant. Der Hamlet-Stoff ist weltweit bekannt, wurde auf vielerlei Art inszeniert und interpretiert. Wir haben zwei Ausstellungen zu den vielfältigen Produktionen des Theaterstückes präsentiert – eine über die Aufführungsgeschichte in Düsseldorf 2012, eine über die Aufführungsgeschichte in Deutschland 2014 (zusammen mit dem Deutschen Theatermuseum in München).

Ganz wunderbar find ich finde die Begeisterung, Faszination und den Eifer der Teilnehmer an unseren pädagogischen Programmen. Eine Geschichte erfinden, entwickeln und auf die Bühne bzw. die Leinwand bringen, zeigt ganz praktisch wie Theater oder Film gemacht wird, kann gleichzeitig Interesse am Thema Theater / Film wecken. Einige Teilnehmer haben hier ihr Interesse und ihre Fähigkeiten entdeckt, sich sogar entschieden, später Berufe im Theaterbereich zu ergreifen – als Schauspieler, Regisseur oder Autor.

Wenn Sie ein Objekt aus der Sammlung mit nach Hause nehmen dürften – was wäre das und warum?

Wenn ich ein Objekt mit nach Haus nehmen dürfte, wäre das das “Kom(m)ödchen”, das symbolisch für das gleichnamige literarisch-politische Kabarett steht. Das Kabarett wurde 1947 von Kay und Lorentz in Düsseldorf gegründet. Es war eine von mehreren parallelen Gründungen nach dem 2. Weltkrieg, das sich kritisch mit der Politik auseinandersetzte und versuchte, die politische Meinung zu beeinflussen. Es präsentierte seine Sicht auf die deutsche Geschichte durch Programme, die Songs, Sketche sowie Texte und Gedichte enthielten. Das Produktionsarchiv des Kom(m)ödchen wurde dem Theatermuseum vom Sohn der Gründer übergeben, der das Kabarett, das bis heute existiert, leitet und die Präsentation an heutige Erfordernisse angepasst hat. Für mich ist diese Form von Kabarett ein Symbol für die demokratische Gesellschaft, die Meinungsfreiheit, Offenheit sowie die Diskussion und Präsentation des Verhaltens in der deutschen Gesellschaft.